Monday, February 06, 2006

Solange du da bist

Directed by Mark Waters

Elizabeth Masterson (Reese Witherspoon) ist ein Workaholic, ihrer Karriere ordnet die talentierte Ärztin alles unter.
Doch als ihr Vorgesetzter sie über die so lange ersehnte Beförderung informiert, ist die Freude nur von kurzer Dauer - eine kleine Unaufmerksamkeit, eine regennasse Fahrbahn und ein Lkw beenden ihr Leben.
Zwei Monate später - der ehemalige Landschaftsgärtner David Abbott (Mark Ruffalo) hat den plötzlichen Tod seiner Frau vor nunmehr zwei Jahren immer noch nicht ganz überwunden. Der zurückgezogene David befindet sich gerade auf der Suche nach einer neuen Bleibe. Doch im neu erworbenen Appartement ist nicht nur das gemütliche Sofa im Preis inbegriffen, sondern auch ein recht emanzipierter Hausgeist ohne Erinnerung...
Gibt es ein Leben nach dem Tod?
Und kann Liebe diesen eventuell sogar überwinden? Mit diesen Fragen beschäftigt sich der Film.
Vordergründig ist "Solange du da bist" nur eine von vielen romantischen Komödien, zwischen den Zeilen gibt es auch andere Dinge zu entdecken, wie eine gewisse Portion Selbstironie.
Ein weiterer Pluspunkt ist die Besetzung - sowohl Reese Witherspoon als auch Mark Ruffalo spielen ihre Rolle sehr souverän.
Mit der Logik haben es die Regisseure allerdings nicht immer ganz genau genommen - einmal marschiert Liz beispielsweise durch einen Tisch, in der nächsten liegt sie auf eben jenem.
Das Enge hätte dem Film definitv mehr eingebracht - hätte es die Zielgerade noch erwischt.
So bleibt "Solange du da bist" ein Film, den man anschauen kann, aber nicht muss.

3 von 5 Sternen

Tim Burton`s Corpse Bride

Directed by Tim Burton

Viktor lebt als Sohn eines Fischhändlers und seiner Frau in einem kleinen viktorianischen Dorf.
Nach dem Willen seiner Eltern soll er mit der vornehmen Viktoria verheiratet werden, deren aristokratische Eltern zustimmen, um an Geld zu kommen.
Die beiden treffen sich erst einen Tag vor der Hochzeit - mögen sich aber sofort.
Als Viktor bei der Hochzeitsprobe, die die Familien verlangen, so versagt, dass er nicht nur seinen Text vermasselt, sondern schließlich das Kleid seiner Schwiegermutter in Brand setzt, wird er von Pastor Galswells zum Lernen in den Wald verbannt.
Dort verwechselt er eine Baumwurzel mit einem knochigen Finger einer Leichenbraut - und ehe er sich noch so recht versieht, wird er als unfreiwilliger Ehemann ins Reich der Toten verschleppt...
Regisseur Tim Burton ("Sleepy Hollow", "Batman", "Mars Attacks!"), ist für seinen individuellen Stil und die außergewöhnliche Inszenierung der filmischen Atmosphäre bekannt.
Bereits 1993 brachte er als Produzent mit "Nightmare Before Christmas" einen ungwöhnlichen Puppentrickfilm ins Kino, der dann auch prompt zum Kult avancierte.
Jetzt greift er diesen Stil wieder auf, um ein russisches Volksmärchen zu erzählen.
Was vor allem zu gefallen weiß - die Detailverliebtheit des Films.
Sie fesselt das Auge, es is ein Erlebnis die Orte zu bestaunen, die vielen kleinen Nebensächlichkeiten zu erfassen.
Man kann Tim Burton hier eines nicht vorwerfen - die Unkreativität.
Jede Einstellung und jede Szene ist mit soviel Liebe detailliert dargestellt, dass es eine wahre Pracht ist.
Die beiden Welten, die Welt der Lebenden und die der Toten, steht im krassen Gegenteil zueinander - was vor allem durch Licht und Farbdramaturgie gekonnt in Szene gesetzt wird.
Während die reale Welt in graue, nebelhafte Blässe getaucht wird, schwelgt die Unterwelt in satten Farben, mit schrillen Akzenten.
Was ein wenig negativ ins Gewicht fällt - zwar bietet der Film tolle, kurzweilige Unterhaltung, jedoch findet die Geschichte ein zu plötzliches Ende - und man bekommt genau das serviert, was man sich vorgestellt hat. Es gibt leider so gar keine Überraschung am Ende.
Die Erwartungen werden zwar erfüllt - es wäre jedoch deutlich mehr drinnen gewesen.
Natürlich ist "Corpse Bride" wieder ein echter Burton - schwarzer Humor, schrullige und doch sympathische Charaktere, und eine düstere Atmosphäre, die gewöhnliches auf den Kopf stellt.

3 von 5 Sternen

Die Chroniken von Narnia - Der König von Narnia

Directed by Andrew Adamson

London zur Zeit des Zweiten Weltkrieges - die Geschwister Peter, Susan, Edmund und Lucy werden zum Schutz vor den Bombenangriffen von ihrer Mutter aufs Land geschickt.
Eine Unterkunft finden sie bei Professor Digory Kirke.
Schnell finden sich die Geschwister mit ihrer Lage ab und versuchen, trotz aller Niedergeschlagenheit, das Beste aus dieser Situation zu machen. Im Anwesen des Professors gibt es schließlich viel zu entdecken - doch damit hätten selbst die vier Rabauken nicht gerechnet.
In einem Zimmer findet Lucy einen seltsamen Schrank, der ihr auf wundersame Weise Zugang zum magischen Land Narnia ermöglicht. Doch Peter, Susan und Edmund wollen ihrer kleinen Schwester zunächst keinen Glauben schenken und halten alles für ein Hirngespinst, bis sie selbst durch den Schrank gehen und sich im Land Narnia befinden...
Die Filmwelt ist auf der Suche nach einem Nachfolger zu "Der Herr der Ringe."
Um eines von Beginn an klar zu stellen - nein, "Narnia" ist nicht
"der" neue Blockbuster.
Zwar sind gewisse Parallelen unverkennbar und vor allem mit der gemeinsamen Vergangenheit von J.R.R. Tolkien und C.S. Lewis zu begründen
Doch "Narnia" verfolgt einen ganz anderen Ansatz.
Anstatt die Protagonisten atemlos durch die Landschaft zu hetzen, setzt dieses Werk auf Langsamkeit, Ernst und Magie.
Wenn die kleine Lucy ihre ersten Schritte durch die winterliche Stille von Narnia geht, spürt man förmlich den jungfräulichen Zauber, den diese Umgebung ausstrahlt - und wenn sie dann dem Faun Tumnus begegnet, steht man mittendrin in der verlockenden, immer aber auch etwas unheimlichen Welt eines Märchens.
Der Film nimmt sich viel Zeit, die staunenden Kinder durch unberührte Landschaften zu begleiten, so dass man mit ihnen die Ahnung auskosten kann, ein paar Schritte weiter etwas wirklich Unerwartetem zu begegnen.
Das passiert auch, denn in Narnia treten sprechende Biber, Wölfe, Zentauren, Blätterwesen, riesenhafte Ungeheuer, böse Zwerge, der Weihnachtsmann und zahllose andere Gestalten aus der Sagenwelt auf.
Außerdem gibts es da noch die weiße Hexe, wunderbar gespielt von Tilda
Swinton, die wirklich perfekt für die Rolle besetzt wurde, und auch die übrigen Jungschauspieler machen ihre Sache sehr gut.
Als Kinderfilm funktioniert "Narnia" sicherlich bestens, weil er mit opulenten Bildern zaubert, mit einer mittelalterlichen Schlacht besticht.
Aber auch die Erwachsenen können daran teilhaben, wenn sie nur wollen.

4 von 5 Sternen

The Woodsman

Directed by Nicole Kassell

Nach zwölf Jahren Gefängnis wird Walter (Kevin Bacon), der wegen Pädophilie verurteilt wurde, wieder entlassen.
Walter versucht, wieder ein normales Leben zu führen, doch die Schatten der Vergangenheit schleichen sich immer wieder in die Gegenwart.
Er zieht in ein kleines Apartment und arbeitet in einem Sägewerk, doch seine Umwelt begegnet ihm mit Misstrauen, Ablehnung und Hass.
Bis er sich mit seiner Arbeitskollegin Vicki einlässt, die versucht, Walter so zu nehmen, wie er ist.
Zwischen den beiden baut sich schnell Vertrauen auf und Walter gesteht ihr, weshalb er im Gefängnis gewesen ist und stößt bei Vicki auf Verständnis. Leider kann Walter jedoch die Angst nicht abschütteln, dass irgendwann seine Impulse und Gefühle wieder ausbrechen, sollte er jemals wieder kleinen Mädchen näher kommen...
Kevin Bacon, der schon seit längerem nicht mehr im Kino zu sehen war, meldet sich wieder eindrucksvoll zurück.
"The Woodsman" ist großartig gespielt und einfühlsam erzählt.
Das Einfühlungsvermögen des Zuschauers wird hier sehr gefordert.
Ein kleiner Film, mit einem sensiblen und heiklen Thema, und einem anrührenden Kevin Bacon, der wiedereinmal seinen Facettenreichtum zeigen kann. Bedrohlich und doch irgendwie sympathisch und charismatisch.
Auch Kyra Sedgwic spielt wunderbar und öffnet in Walter ungeahnte und längst verschlossene Türen.
Oscarnomminierungen wären hier mehr als angemessen.
Regisseur Kassell stellt hier den Zuschauer auf eine harte Probe - Mitleid mit dem Kinderschänder, der selber nicht weiß, warum er so fühlt, wie er fühlt - oder Hass ihm gegenüber, für die Dinge, die er getan hat.
Man bekommt Blicke in den Kopf eines Kinderschänders - eine ziemlich harte Nervenprobe.
Dadurch, dass Walter selbst nicht begreifen kann, weshalb er so geworden ist und warum er immer und immer wieder beim Anblick von kleinen Mädchen diese verhängnisvollen Gedanken hegt, bleibt der Zuschauer gespannt und angerührt an seiner Seite.
Die Figur des Walter ist jedoch ein kleiner Kompromiss - er war seinen "Opfern" nie gewalttätig gegenüber.
"The Woodsman" entpuppt sich als schwieriges, jedoch sehenswertes Drama mit einem mehr als mutigem Thema.
Die typischen "Gut/Böse - Verhältnisse" werden gänzlich ausgelassen
Ein Film über Täter und Opfer, über die Menschenheit allgemein - und über Vergebung.

5 von 5 Sternen

L.A. Crash

Directed by Paul Haggis

Detective Graham Waters (Don Cheadle) blickt aus dem Fenster eines verbeulten Autos.
Er sitzt auf dem Beifahrersitz.
Gerade hatten er und seine Kollegin Ria einen Unfall. Ria schaut ihn ungläubig an.
Sie erklärt ihm, was gerade geschehen ist, fragt ihn, ob er sich den Kopf gestoßen und seinen Realitätssinn verloren habe. Beide steigen aus dem Auto aus.
Sie lässt sich sofort auf ein wüstes Wortgefecht mit der Unfallgegnerin ein. Er läuft einfach davon....
Mit dieser Szene beginnt und endet das Epos "L.A.Crash" zugleich.
Im Folgenden erzählt Paul Haggis die vergangenen 24 Stunden im Leben vollkommen unterschiedlicher Menschen, die doch viel mehr gemeinsam haben, als man zunächst glauben mag.
"L.A.Crash" ist vielleicht der beste Episoden-Film seit "Magnolia"
Haggis greift eine Fülle verschiedener Einzelschicksale auf, wie sie oberflächlich betrachtet nicht unterschiedlicher sein könnten.
Übergreifende Hauptmotiv sind Rassismus und die damit verbundenen Vorurteile.
Hier wird jeder mit jedem konfrontiert.
Stück für Stück werden die zunächst voneinander unabhängig wirkenden Geschichten zusammengefügt.
Jeder wird in den gezeigten 24 Stunden in eine Situation manövriert, in der man entweder zu sich selbst findet oder endgültig zerbricht.
"L.A.Crash" ist zeitweise unheimlich bitter und emotional.
Die phantastische Besetzung tut hier ihr übriges - Don Cheadle ist wieder hervorragend.
Sandra Bullock zeigt, dass sie auch eine exzellente Charaktermimin sein kann, wenn sie es nur will.
In solch einer ernsten und fassungslosen Rolle hat man sie noch nie gesehen.
Ludacris - der gekonnt einen vielschichtigen Charakter spielt, der im Lauf des Films eine enorme und auch glaubwürdige Wandlung durchmacht.
Brendan Fraser darf endlich einmal nicht nur rumblödeln.
Matt Dillon versteht es gekonnt, zuerst einen arroganten Polizisten abzugeben, nur um später den Zuschauer zu überraschen und ihm eine andere Seite von seiner Persönlichkeit zu zeigen.
Das gleiche gilt auch für Ryan Philippe - zunächst setzt er sich für das ein, woran er glaubt - nur um später selbst einen schweren Fehler zu begehen.
Am Casting von "L.A.Crash" gibt es absolut nichts aussetzen.
"L.A.Crash" wird wohl ein absoluter Geheimtipp bleiben - und kann jetzt schon zu den besten Filmen des Jahres gezählt werden.

5 von 5 Sternen

Chihiros Reise ins Zauberland

Directed by Hayao Miyazaki

"Chihiros Reise ins Zaubelrand" erzählt die farbenprächtige, ideenreiche und tricktechnisch bestechende Geschichte der kleinen Chihiro, die mit ihren Eltern im Auto auf dem Weg in ihr neues Zuhause in einem Vorort ist, sehr zu ihrem Protest.
Auf dieser Fahrt nehmen sie eine im Wald liegende Abkürzung, die sie zu einem geheimnisvollen Tunnel führt. Bald kommen sie an einen Punkt, an dem eine aus Stein gehauene Koboldsstatue den Weg versperrt.
Schließlich steigt die Familie aus und versucht hinter dem Geheimnis des Tunnels zu kommen. Auf der anderen Seite stösst die Familie auf einen völlig verlassenen Vergnügungspark. Alles ist menschenleer, aber in einem Restaurant stehen dampfende Schüsseln mit wundervollem Essen, aus denen sich die Eltern heisshungrig bedienen. Chihiro streunt derweilen durch das Geisterdorf und als sie wieder in das Lokal zurückkehrt, haben sich ihre Eltern in gewaltige Schweine verwandelt.
Auf sich allein gestellt irrt Chihiro hilflos umher, bis sie in dem freundlichen Jungen Haku einen Verbündeten findet und sie sich mutig der Geisterwelt der mächtigen Hexe Yubaba stellt, die ein Badehaus für Götter betreibt.
Für Chihiro beginnt ein aufregendes Abenteuer in dem sie verzweifelt versucht, den Zauber, mit dem ihre Eltern belegt wurden, rückgängig zu machen...
Mit seiner Variante von "Alice im Wunderland" hat Regisseur Mayazaki unzählige japanische Mythen und Märchen verarbeitet und in faszinierenden Bildern zum Leben erweckt. Allein der Ideenreichtum beim Zeichnen dieser Figuren ist ein Grund sich den Film anzusehen. Der Film wird durch eine bezaubernde Bilderflut erzählt.
Um nur einige Highlights zu nennen: Eine Zugfahrt über Wasser, als ob man selbst im Zug sitzt und leise und behutsam über das Wasser gleitet, ein faszinierende Bild von Blumen, eine Art Blumenmeer voller Farben, der Flug auf einem verwunschenen Drachen, mit dem Schnitt zu einer Szene, in der sich Chihiro unter Wasser befindet. Dann löst der Drache sich auf in einem wahren Bilderregen auf dem Zuschauer und Chihiro und Haku stürzen dem Meer entgegen. Die Kamera und die Zeichnungen liefern hier schier unglaubliche Arbeit, das Fernduell der Zwillings-Hexen, der Alltag im Badehaus der Götter, die Flucht vor Geistern. Da ist ein Riesenbaby, das sich immer wieder verwandelt, da sind drei körperlosen Köpfe, die eine Symbiose bilden.
Das Dorf, tagsüber verlassen, verwandelt sich in betörenden Bildern in eine wahre Stadt der Geister. Allerdings sind die wenigsten von ihnen gruselig oder unheimlich wie in den westlichen Gespenstergeschichten. Vielmehr schlägt hier der Ansatz von allerlei Naturgeistern durch, die als Wölkchen, Riesenfrösche, bauchige Wasserblasen, Drachen, ja sogar als Russ-Geister auftreten
Da sind einfach diese wunderschönen Bilder. Dieser groteske Reigen von Figuren.
Die Verwandlungen, die man nicht verstehen muss, sondern einfach geniessen darf.
Magie, Poesie, Schönheit und Eleganz.
Hier wird man wirklich verzaubert, verlässt den grauen Alltag und reist wirklich zusammen mit Chihiro in ein Wunderland, ein Wunderland voller Farben und voller wunderbarer Ideen, mit einem warmen, aquarellartigen Charme dass man sich darin verlieren möchte. Verzaubert von einer solchen Geschichte, fernab von gängigen Handlungsabläufen.
In einer Welt, in der der Phantasie regiert und wenn man eine solche nicht besitzt, dann verirrt man sich wirklich und findet womöglich nicht mehr hinaus.
Neben den schier fantastischen Figuren gibt es Details, die man gar nicht beim ersten Mal alle erfassen kann. Jedes Hintergrundbild, jedes einzelne Bild ist mit so viel Liebe zum Detail, mit so viel Sorgfalt und einer solchen Detailversessenheit gezeichnet, dass man wirklich erstaunt ist. Dazu kommt der fast schon unglaubliche Einfallsreichtum.
Es gibt Bilder, die man eigentlich gar nicht beschreiben kann, die man einfach erleben muss und die sich wirklich nicht mehr aus dem Gedächtnis herausbannen können.
Man muss es wirklich erleben, wenn man es erleben will und man kann es kaum beschreiben, was man da auf der Leinwand erlebt. Hinzu kommt die faszinierende und brillante Filmmusik, die auch dieses Poetische unterstützt und eine ähnlich bezaubernde Wirkung hat wie die bloßen Bilder.
Ein bezauberndes Anime, das allein in Japan über 21 Millionen Menschen begeisterte, und dem sich auch hierzulande weder kleine noch große Zeichentrickfans entziehen können.
Mit seinem Oscar gekrönten Zeichentrick-Abenteuer hat der japanische Ausnahme-Könner Hayao Miyazaki einen weiteren Meilenstein im Anime-Genre geschaffen
Hohe Unterhaltung ohne den Kitsch von manchem Hollywood-Animationsfilmen, ohne die aufwendigen digitalen Zaubereien, die man aus anderen Animationen gewohnt ist.

5 von 5 Sternen

Donnie Darko

Directed by Richard Kelly

Donnie Darko (Jake Gyllenhaal) lebt mit seinen zwei Schwestern und seinen Eltern in Middlesex, einem typisch amerikanischen Vorort.
Auf den ersten Blick scheint er ein ganz normaler Teenager zu sein, doch er blickt auf eine kriminelle Vergangenheit zurück, schlafwandelt in der Nacht und hat surreale Erscheinungen. Trotz Therapie und Medikamentenbehandlung findet er sich jeden Morgen irgendwo anders in der Kleinstadt wieder. Eines nachts vernimmt er erstmals eine bedrohliche Stimme, der er bis zum Golfplatz des Ortes folgt. Dort sieht er jemanden mit einem Hasenkostüm und einer dämonischen Hasenmaske. Der suspekte Riesenhase (James Duval) gibt ihm eine genaue Zeitangabe, die den Untergang der Welt kennzeichnen soll. 28 Tage, 6 Stunden, 42 Minuten und 12Sekunden. Als Donnie am nächsten Morgen zu seinem Elternhaus zurückkehrt, stehen dort viele Schaulustige - die Turbine eines Flugzeugs ist aus unerklärlichen Gründen genau in Donnies Zimmer gestürzt.
Der unheimliche Hase hat ihm das Leben gerettet...
Jeder Versuch, den Inhalt von "Donnie Darko" auf eine nachvollziehbare Essenz zu komprimieren um einen ersten Eindruck des Filmes zu vermitteln, muss zwangsläufig scheitern. Das Regiedebüt des zum Entstehungszeitpunktes gerade mal 26 Lenze alten Richard Kelly verweigert sich selbst einer ansatzweisen Genre-Kategorisierung, denn in dem Film steckt ein bisschen von allem.
"Donnie Darko" ist ein wunderbar gelungener Mix aus Science Fiction, Thriller, Teenager-Komödie und Drama und behandelt auf seine ganz besondere Art das Thema des Zeitreisens.
Die verschiedenen Elemente stehen sich hier nicht gegenseitig im Wege, sondern greifen hervorragend ineinander. Trotz der teils wirklich witzigen Dialoge und der schrägen Charaktere überwiegt im Film aber letztlich der melancholische, verstörende Charakter. Kritik wird am amerikanischen Schulsystem geübt, in dem die Lehrer für den Einsatz kontroverser zeitgenössischer Literatur gleich ihre Arbeit verlieren, und dafür Pseudo-Lebensweisheiten ihren Einzug ins Klassenzimmer finden. Daher wirkt die völlig von ihrem New-Age-Guru Jim Cunningham (Patrick Swayze) besessene Lehrerin Kitty Farmer (Beth Grant) so weltfremd und in ihrem Vorhaben, ihre Schüler von dem Weg der Angst auf den Pfad der Liebe zu führen, vollkommen einfältig.
Bei den möglichen Interpretationsvarianten kommt einem zuerst die Zeitreiseproblematik als Dreh- und Angelpunkt in den Sinn. Nach dieser Auslegung wird Donnie Darko aus einem unbekannten Grund von einer anonymen Macht auserwählt, ein instabiles Tangentenuniversum, das durch die Zeitreise der Flugzeugturbine entstanden ist, zu schließen. Alle Menschen um ihn herum werden zu Boten, die sozusagen allein durch ihr Tun darauf hinarbeiten, dass Donnie letztlich seine Fähigkeiten erkennt und das Gleichgewicht im Raumzeitkontinuum wiederherstellt.
Ebenso kann man im Film alles durch einen göttlichen Masterplan gelenkt verstehen, der für Donnie durch die Offenbarung der durchsichtigen Pfeile, welche aus den Oberkörpern der Menschen herauswachsen und ihnen den Weg vorgeben, den sie zurückzulegen haben, ersichtlich wird. Hier könnten die Pfeile aber auch einfach für das Schicksal stehen, dem sich der Mensch zwangsläufig ausgeliefert sehen muss. So muss sich Donnie auch mit der Sterblichkeit alles Seins auseinandersetzen. Deutlich wird jedenfalls, dass jedes noch so unwichtig erscheinende Detail ein wichtiges Zahnrad in der bereits vorher gestellten Uhr des Lebens sein kann.
"Jedes Lebewesen auf dieser Erde stirbt für sich allein."
Höchst stimmig ist die musikalische Untermalung des Werks, die mit vielen Originalsongs der 80er aufwartet und somit das Flair dieser Zeit wieder aufleben lässt. Gleich zu Beginn unschmeichelt "The Killing Moon“ von Echo And The Bunnymen das Ohr, dass einen Tage nichts mehr anderes denken lässt als diese wunderbar gesungenen Zeilen, vertont von dieser schönsten Musik, die man sich vorstellen kann.
"Under The Milky Way Tonight" von The Church steht dem in nichts nach.
Auch "Notorious" von Duran Duran & "Head Cver Heels" von Tears for Fears sind hervorragend gewählt, wobei die Stücke auch inhaltlich immer einen Bezug zum Film haben.
Schlusspunkte hier bilden das legendäre "Love Will Teat Us Apart" von Joy Division und
allerspätestens beim Ertönen von "Mad World", Gary Jules Interpretation von Tears For Fears "Mad World", ist man gebannt, ergriffen, berührt und verstört.
Nicht viele Popsongs vermögen es, emotional so zu greifen. Zu diesem Song werden die Gesichter der wichtigsten Personen in langsamer Kamerafahrt noch einmal eingefangen. Vielleicht ist sogar gerade "Mad Would" der Schlüssel zu "Donnie Darko", wäre es doch durchaus möglich, den gesamten Film als Visualisierung dieses Songs zu verstehen. "The dreams in which I’m dying are the best I’ve ever had"...
In diesem Film sind alle Darsteller gekonnt besetzt. Neben der sehr guten Darstellung der Lehrerin durch Beth Grant wissen vor allem Mary McDonnell als Donnies Mutter und Hauptdarsteller Jake Gyllenhaal in ihren Rollen zu glänzen. Selten wurde eine Mutterrolle so glaubwürdig wiedergegeben und Gyllenhaal weiß mit seinem gekonnten Mienenspiel der Verwirrung und inneren Unruhe, unter der Fassade des weite Strecken teilnahmslos wirkenden und psychisch angeknacksten Teenagers, erstaunlichen Ausdruck zu verleihen - dieser Gesichtausdruck, der lässt einem eiskalt ein Schauer über den Rücken laufen.
Auch die übrigen Darsteller wissen in ihren Rollen zu gefallen.
Die hübsche und tiefgründig wirkende Jena Malone, Drew Barrymore, die ihrer kleinen Rolle unheimlich viel Präsenz verleiht, wie lange in keinem Film zuvor.
Holmes Osborne als Donnies Vater kann ebenso überzeugen, wie Gyllenhaals Schwester Maggie und der eingebildet-witzige und gerade dadurch sympathische Patrick Swayze, der mit diesem Film sein Leinwand-Comeback feierte.
Aus dem geringen Budget von 4,5 Mio. Dollar wurde einiges herausgeholt.
So bekommt der Zuschauer den Einsatz von Special Effects und darüber hinaus interessante Kameraeinstellungen geboten. Die optische Brillanz hinterlässt er einen sehr professionellen Eindruck und lässt ein so begrenztes Budget zu keinem Zeitpunkt vermuten.
Besonders beeindruckend sind die Kinoszene und das Finale des Films, insbesondere durch den musikalischen Einsatz. Wenn die anmutende Chormusik ertönt und Donnie neben dem Riesenhasen Frank im beinahe leeren, dunklen Kino sitzt, ist das spannend und faszinierend. Beeidruckend und exzellent eingefangen sind die Auftritte von Frank, die dem Begriff "Angst-Hase" eine völlig neue Dimension verleihen.
Es ist ein Film, der die Gemüter diskutieren lässt, da er dem Zuschauer seine Geschichte nicht strickt erzählt, sondern ihm einen ungemeinen Interpretationsspielraum lässt. Es hier einfach keine ultimative Lösung, kein einzig richtiges Verständnis.
"Donnie Darko" ist ein interessanter, verstörender und auslegungsbedürftiger Film, der nur demjenigen zusagen wird, der dazu bereit ist, selbst die Puzzelstücke der Story zusammenzusuchen und sie immer wieder neu zusammenzulegen.
Ein originelles, traumschön inszeniertes und ganz schön versponnenes Kindobüt des talentierten Richard Kelly. More to come...

5 von 5 Sternen

Hide And Seek

Directed by John Polson

Nachdem seine Frau Alison Selbstmord begangen hat, versucht der Psychologe David (Robert De Niro) Ordnung in sein Leben zu bringen und die Vergangenheit durch einen Umzug in eine andere Gegend hinter sich zu lassen.
Zeuge dieser traumatischen Situation war Töchterchen Emily (Dakota Fanning), die sich danach völlig in sich zurückzieht und die Probleme derweil auf ihre Weise bewältigt, indem sie einen imaginären Freund namens Charlie erfindet.
Dessen Einfluss entpuppt sich bald als gefährlich...
Nachdem Tod der Mutter scheint die Beziehung zwischen Tochter und Vater gestört zu sein. Diesem Konflikt widmet sich "Hide And Seek" sehr ausführlich.
Es entwickelt sich ein psychologisches Drama, als Emily neue Kontakte im neuen Wohnort abweist, dem Vater nur noch misstrauisch begegnet und ihre Zeit mit dem imaginären Freund Charlie verbringt.
Leider ist der Plot zu einfach gestrickt - so ist das Rätsel um Charlie schnell gelöst. Charakterdetails scheinen kaum zu interessieren, die Story entwickelt sich langsam und ist immer vorhersehbar. Kurz vor dem späten Höhepunkt wird die geringfügige Spannung aufgelöst.
Der Film besteht lediglich aus altbekannten Versatzstücken des 08/15 Horrors und ist zudem noch erschreckend spannungsarm.
Optisch zumindest ist "Hide And Seek" sehr schick und recht stimmungsvoll.
Robert DeNiro zählt eigentlich zu den besten Schauspielern der Welt. Das dürfte kaum jemand in Frage stellen, doch sein altes Problem der scheinbar beliebigen Rollenauswahl wird der gebürtige New Yorker einfach nicht los.
DeNiro spielt hier nur mittelmäßig, wie in einem von vielen Filmen - seinen Charakter vermag er nicht glaubhaft darzustellen. Diese Rolle hätte auch jeder andere halbwegs talentierte Schauspieler übernehmen können.
Die junge Hauptdarstellerin, Dakota Fanning, muss sich jedoch nicht verstecken. Sie spielt hervorragend und vermag es, Emily überzeugend zu verkörpern.
Mit dunklen Rändern unter den Augen wandelt Fanning fast schon apathisch durch den Film und schafft es dadurch, so etwas wie Atmosphäre und Nervenkitzel aufkommen zu lassen. Auch Famke Janssen gibt eine sympathische Nebenfigur im Film ab.
Viel gewollt, wenig erreicht
"Hide And Seek" ein filmisches Werk, das eigentlich nicht nötig gewesen wäre.

2 von 5 Sternen

Sin City

Directed by Robert Rodruigez

Gangster, Banditen, skrupellose Cops, Pädophile, Huren und verlorene Seelen - das Stadtbild von Sin City.
"Sin City" erzählt keine gewöhnliche Geschichte. Die Handlung entfaltet sich in 3 verschiedenen Episoden, die noch durcheinander gewürfelt werden.
Hartigan (Bruce Willis) ist einer der wenigen, ehrlichen Polizisten, für den Moral und Anstand noch einen Stellenwert besitzen.
Einen Tag vor seiner Pensionierung entführt der durchgeknallte Kinderschänder Roark Jr. (Nick Stahl) die elfjährige Nancy (Jessica Alba). Hartigan stellt den Peiniger des kleinen Mädchens und schießt ihn nieder. Dumm nur, dass sein Partner Bob korrupt und Roark Jr. der Sohn des örtlichen Senators ist. Es gelingt ihm dennoch Nancy zu retten, doch Hartigan selbst wird für Jahre ins Gefängnis gesteckt. Als er entlassen wird, macht er sich auf die Suche nach Nancy. Doch noch jemand ist hinter ihr her und sühnt auf Rache...
Die nächste Episode führt zu Marv (Mickey Rourke), einem wahren Koloss. Seine Hände sind todbringende Waffen.
Viele Freunde hat dieser moderne Gladiator nicht. Nur die attraktive Goldie lässt sich mit ihm ein. Wie er zu diesem Glück kommt, ist ihm selbst nicht klar. Doch Marvs Liaison mit Goldie ist nur von kurzer Dauer. Er hatte mit der Prostituierten die Nacht seines Lebens, doch am nächsten Morgen findet er ihren leblosen, toten Körper vor.
Marv schwört, den wahren Täter zu finden und in zur Strecke zu bringen.
Seine Nachforschungen führen ihn zur verlassenen Farm von Kevin (Elijah Wood), wo er eine grausige Entdeckung macht…
In der dritten Episode steht Dwight (Clive Owen) im Mittelpunkt des Geschehens.
Die Kellnerin Shellie (Brittany Murphy) wird von Jackie-Boy (Benicio Del Toro) und seiner Gang bedroht. Für Dwight ist klar, dass er eingreifen muss. Er verpasst Jack eine deftige Abreibung. Damit beginnen die Probleme erst.
Jackie ist so erbost, dass er direkt nach Old Town – das Rotlichtviertel von "Sin City" – fährt. Als er dort gegen die junge Prostituierte Becky (Alexis Bledel) handgreiflich wird, ist sein Leben beendet. Die Frauen von Old Town sind bekannt dafür, dass sie sich so etwas nicht gefallen lassen. Allen voran deren Anführerin Gail (Rosario Dawson) und die Schwert schwingende Miho (Devon Aoki).
Doch das war ein Fehler - Jackie-Boy war ein getarnter Cop! Dwight sieht nur eine Möglichkeit - wenn er die Frauen von Old Town vor der Rache der Gesetzeshüter retten möchte, muss er die Leiche verschwinden lassen…
Auch The Man (Josh Hartnett) sollte noch erwähnt werden. Mit zwei Mini-Auftritten am Anfang und am Ende von "Sin City" sorgt er für eine gewisse unerklärliche Konstante.
Die Comic-Verfilmungen der vergangenen Jahre haben vieles gemeinsam - bunt und knallig sind sie zumeist. Robert Rodriguez "Sin City" hat nicht das Geringste mit dem ansonsten vorherrschenden Einerlei zu tun hat. "Sin City" ist düster, dreckig, brutal und stilistisch wegweisend!
Frank Millers einzigartiger Comic-Kosmos erwacht hier auf erstaunliche Art zum Leben.
Sin City ist eine düstere Metropole voller Sex und Gewalt, bevölkert mit einsamen Helden und Femmes fatales, brutalen Killern und korrupten Politikern. Die Stadt bietet Tod und Verderben. Nur die ganz Harten, die sich arrangiert haben, oder die mächtig genug sind, können überleben in einer Stadt, in der keine Form von Moral existiert.
Düsternis, Tod und unendliche Schmerzen. Gröbste Brutalität versprüht der Film, das Schlimmste wird in abstrakten Bildern eingefangen.
Die Comics von Miller erzählen harte, brutale Geschichten in schroffen Bildern, zusammengesetzt aus flächigem Schwarz und Weiß, ohne Zwischentöne, ohne jede Spur der Erleichterung.
Robert Rodriguez hat dies nun kongenial in Szene umgesetzt.
Expressionistisch überdrehte Schwarz-Weiß-Szenerien, die mit surrealen Farbeffekten verfremdet wurden, durchsetzt von nur wenigen, extremen Farbtupfern, rot vor allem, das Rot von verführerischen Lippen, die blonden Haare von Goldie, die wunderschönen blauen Augen von Becky, die gelbe Haut des Yellow Bastard und das viele rote Blut.
Das Ergebnis ist beeindruckend. Der Film entfaltet trotz des zur Schau getragenen Minimalismus eine nie da gewesene optische Wucht. Eigentlich gibt es auf der Leinwand recht wenig zu entdecken, aber trotzdem kann man sich nicht satt sehen.
Der Film in seiner Hochglanz-Schwarzweißästhetik kommt daher wie ein postmodernes Meisterwerk – Tarantino höchstpersönlich hat eine Szene gedreht.
Leider bleiben bei der opulenten Optik die Emotionen auf der Strecke.
Die 3 Episoden erzählen auf immer der gleichen Art dasselbe, von Menschen, die auch als Hauptfiguren keinerlei Sympathie aufblitzen lassen. Und sind die Bilder auch originell , so fehlt ihnen doch der emotionale Zusammenhalt.
Soviel Stars, Sex & Crime gab es selten zuvor - und das nur in einem einzigen Film!
Viele Mimen spielen für einen Bruchteil und begnügen sich mit kleinen Rollen. Im Mittelpunkt stehen wenige.
Mickey Rourke beispielsweise. Als entstellter Hüne Marv beweist er einmal wieder, dass abseits der diversen Skandale ein hochtalentierter Darsteller in ihm steckt.
Seine Präsenz in "Sin City" ist beeindruckend und kaum zu toppen.
Clive Owen untermauert nach "Hautnah", dass er ein viel zu lange verkannter Schauspieler ist. Bruce Willis spielt vor allem eines - sich selbst.
Mit einem markanten Aussehen, seiner coolen Art und seiner daraus resultierenden Leinwandpräsenz stellt er zweifellos die Idealbesetzung des Cops Hartigan dar.
Elijah Wood ist als Kannibale so wunderbar gegen den Strich besetzt, dass es eine Freude ist, ihm bei seiner abgedrehten Performance zuzusehen.
Benicio Del Toro als total abgefuckter Jackie-Boy, dessen Performance so dermaßen schräg ist, dass er selbst hier noch aus der Rolle fällt.
Von den weiblichen Darstellern wird enormer Körpereinsatz und viel nackte Haut gefordert. Ob nun die wunderhübsche Jessica Alba, die charismatische Rosario Dawson oder die hypnotiserende Alexis Bledel. Jeder Darsteller ist ein Teil des großen Puzzles „Sin City“. Ein Rad greift ins andere.
Gegen Ende geht dem Film jedoch merklich die Puste aus.
Die Redundanz der Inszenierung sorgt dafür, dass sich der beschränkte Grundstock an Motiven und Themen spätestens mit der Wiederaufnahme der Hartigan-Nancy-Geschichte etwas aufgebraucht hat - ein großer Abgang sieht anders aus.

3 von 5 Sternen

Batman Begins

Directed by Christopher Nolan

Wer Furcht verbreitet, ist selbst nicht ohne Furcht.
Nachdem der junge Industriellensohn Bruce Wayne (Christian Bale) die Ermordung seiner Eltern mitansehen musste, führte das Schicksal den seither vor Rachedurst überquellenden Bruce bis nach Ostasien - auf Sinn und Mördersuche. Er flüchtet aus Gotham City, denn er ist unfähig den Dämonen seiner Vergangenheit etwas entgegen zu setzen. Auch Jahre nach dem gewaltsamen Tod seiner Eltern hat der Millionenerbe dieses tragische Erlebnis noch immer nicht verarbeitet.
Im Tempel von Ra’s Al Ghul wird er von seinem zwielichtigen Lehrmeister Henri Ducard (Liam Neeson) und seiner "League of Shadows" ausgebildet, um dort Ideologie und Kampfkunst der Ninja zu erlernen. In der Kampfschule lernt er seine Ängste zu bekämpfen, mehr noch, sich ihnen zu stellen. Wayne kehrt schließlich zurück nach Gotham City und sucht die Konfrontation mit den Korrupten der Stadt.
Nachdem seine Eltern von einem Dieb ermordet wurden, hatte der junge Bruce auf Rache geschworen, und als 14 Jahre nach dem Vorfall der Mörder wieder auf freien Fuss gesetzt wird, will er ihn aus Rache umbringen. Es kommt ihm jedoch jemand zuvor. Nur seiner Kindheitsfreundin Rachel Dawes (Katie Holmes) erzählt er von seinem eigentlichen Plan. In Gotham beginnt er, oberflächlich gesehen, das Leben eines Playboys zu führen, doch in Wirklichkeit tüftelt er zusammen mit seinem Butler Alfred (Michael Caine) an seinem Plan die Stadt von allem Übel zu befreien.
Mit den ausgeklügelten Erfindungen von Lucius Fox (Morgan Freeman), der für Wayne Enterprises arbeitet, gelingt es ihm schließlich Batman ins Leben zu rufen.
Batman verbündet sich mit Jim Gordon (Gary Oldman), einem der wenigen aufrechten Cops von Gotham City, und zieht gegen den Unterweltboss Carmine Falcone und dem psychopatischen Jonathan Crane alias "Scarecrow" in den Kampf.
Doch hinter Scarecrow steckt noch eine ganz andere Verbindung, die Batman bald an die Grenzen seines neu erworbenen Könnens führt...
Was man schon zu beginnt merkt - in "Batman Begins" steckt unheimlich viel Handlung.
Zu viel Handlung. Es vergeht kaum ein Minute, in der nicht etwas Neues aus der Versenkung auftaucht. Trotzdem verliert man anhand der unzähligen Rückblenden und Zeitsprünge in der nicht die Übersicht.
Der Film hält sich wieder an die alten düsteren Ideale des Comics.
Auch vom Design und Style bietet der Film eine gelungene Mixtur aus Hommage an die erstklassigen Batman-Filme von Tim Burton und neuen Bildern. Keinesfalls mehr so bunt wie Batman von Joel Schumacher, sondern viel düsterer und beklemmender.
Über die optische Erhabenheit und Genialität der Burton-Filme verfügt "Batman Begins" allerdings nicht. Settings und Locations sind nicht verspielt oder kreativ sondern schlicht und pragmatisch. Auch fehlt etwas von der packenden Atmosphäre.
Der ehemalige Independent-Regisseur Christopher Nolan setzt gezielt auf Realismus.
Was der Zuschauer sieht, wirkt nie übertrieben oder künstlich.
Eingehend beschäftigt sich die Geschichte mit der Psyche seines Helden und dessen Werdegang zum dunklen Ritter. Dieser Weg, den Bruce Wayne im Laufe des Films zurücklegt, bleibt immer plausibel und glaubhaft.
Das führt zwar einerseits zur höchstmöglichen Realitätsnähe, entmystifiziert seinen Helden aber gleichzeitig. Zu dieser Tonart passt denn auch das neue, lächerlich aussehende Batmobil. In den vier Vorgängern blieb der dunkle Ritter hinter den schillernden Bösewicht etwas auf der Strecke. Diese zweite Geige spielt Batman nun definitiv nicht mehr. Leider muss man sagen, denn können die Gegner in diesem Film überhaupt nicht mithalten. Die Kämpfe sind kurz, rau und dreckig und zumeist im Dunkeln geführt. Schnelle Schnitte erhöhen die ohnehin schon vorhandene Unübersichtlichkeit. Das Ende wirkt auch uninspiriert.
Einmal eine viel zu lange Autoverfolgungsjagd und dann einen uninteressanten, Showdown an der Monorail. Christian Bale haucht der maskierten Fledermaus wieder neues Leben und Charakterstärke ein. Bale deckt alle Facetten glaubhaft ab. Sei es als innerlich zerrissener, von Schuldgefühlen geplagter junger Mann, als oberflächlicher Playboy oder als gefürchteter Rächer Batman. Er spielt den dunklen Rächer mit Leib und Seele und wirkt so auch auf das Publikum Respekt einflössend.
Vor einem Michael Keaton muss jedoch auch Bale seinen Hut ziehen.

3 von 5 Sternen

Million Dollar Baby

Directey by Clint Eastwood

Der alte Boxtrainer Frankie Dunn (Clint Eastwood) hat in seiner langen Laufbahn viele Talente kommen und besonders gehen sehen.
Dabei hat er selbst weder beruflich noch privat die richtigen Entscheidungen getroffen.
Frankie ist professioneller Boxtrainer. Nicht irgendeiner. Eigentlich könnte er zu den besten seines Faches gehören. Am fachlichen Wissen mangelt es ihm nicht. Doch Frankie ist ein gebrochener Mann. Es macht ihm schwer zu schaffen, dass seine Tochter nichts mehr von ihm wissen will.
Nun steht die vom Schicksal gebeutelte Kellnerin Maggie Fitzgerald (Hilary Swank) auf seiner Matte, wild entschlossen, die Anerkennung als Boxerin zu finden.
Aber vorher muss sie den verbitterten Frankie überzeugen, sie als Schülerin anzunehmen.
Nach gutem Zureden durch Kumpel und Ex-Preisboxer Eddie (Morgan Freeman) nimmt Frankie die zähe Dame unter seine Fittiche und entdeckt bereits nach kurzem Polieren einen wahren Diamanten...
Hollywood-Urgestein Clint Eastwood lässt in diesem außergewöhnlichen Boxmelodram einmal mehr gebrochene Figuren mit den Schatten ihrer Vergangenheit ringen.
Eastwoods Film gelingt es, die physische Dynamik von Boxfights mit einer psychologisch bewegenden Geschichte zu verbinden.
Zum ersten Mal steht eine weibliche Kämpferin im Mittelpunkt, die aus bitterer Armut stammende Maggie, die im Boxen die einzige Chance zu einer lebenswerten Existenz sieht.
Aus der gegensätzlichen Paarung entsteht eine innige Beziehung, die zunächst zu sportlichen Höhepunkten führt, um dann eine erschütternde Wendung zu nehmen.
Eastwood entfaltet diese Geschichte mit einer erzählerischen Präzision und Klarheit.
Stilsicher, ohne großartige Effekte bringt er die Qualitäten zur Geltung und treibt seine Darsteller einschließlich sich selbst zur Glanzleistung.
Eastwood ist ein Meister des Weglassens, das genau ist seine Kunst. Er hätte den Film so viel anders machen, ihn voller Emotionen und Ereignisse und Bombast schmücken, ein mehrstündiges Epos draus inszenieren können...
Er lässt den unnötigen Ballast weg und gibt dem Film genau dadurch seine Tiefe und Fülle, seine unglaubliche Wucht.
Der rößte Kniff besteht darin, eine Szene "ausatmen" zu lassen und somit den Charakteren die völlige Aufmerksamkeit widmen. Dazu passt der atmosphärische, sehr unauffällige Score (ebenfalls aus Eastwoods Feder.)
Clint Eastwood vermag es wie kein anderer gegenwärtiger amerikanischer Regisseur, einfache Geschichten einfach zu erzählen und aus ihnen doch eine komplexe Farbkomponente über das Leben zu geben.
Auch die Boxkämpfe sind so inszeniert, dass sie richtig weh tun, der Zuschauer wird emotional stark mitgenommen.
Bei "Million Dollar Baby" überzeugt vor allem das beeindruckende Ensemble.
Der wie immer grandiose Morgan Freeman.
Bei Clint Eastwood verhält sich die Sache ähnlich. Sein nuanciertes, zurückhaltendes Spiel ist große Klasse. Den gebrochenen Boxcoach bringt er sehr glaubhaft rüber.
Hilary Swank beweist einmal mehr, welch großes Potenzial in ihr steckt - vor allem
beeindruckt sie durch ihre enorme Präsenz und ihr unübertriebens Minnenspiel.
Manchmal muss man im richtigen Moment das Handtuch werfen, den Kampf abbrechen, denn das Verlieren und der Verlust gehören zum Boxen wie zum Leben dazu.

5 von 5 Sternen

Nicht Auflegen!

Directed by Joel Schuhmacher

NYC - Abrechnung in der Telefonzelle.
Der eitle PR-Agent Stu Shepard (Colin Farrell) verkörpert alles, was Großstadtneurotiker an einer Stadt wie New York hassenswert finden.
Er lügt und ist arrogant, trägt Designer-Anzüge, eine teure Uhr und spielt seine Kunden gegeneinander aus. Von einer Telefonzelle ruft er immer seine Freundin Pam (Katie Holmes) an, damit seine Frau Kelly (Radha Mitchell) nichts davon mitbekommt.
Schließlich betritt er eine der letzten Telefonzellen der Stadt, um sich wieder mit Pamela auf ein Stündchen im Hotel zu verabreden. Plötzlich hat er einen Unbekannten (Kiefer Sutherland) in der Leitung, der erschreckend genau Bescheid weiß über seine Geschäftstricks und das kleine Geheimnis.
Die Zelle wird abgehört, der Unbekannte beobachtet Stu aus einem nahe gelegenen Gebäude und hat sein Opfer mittels Scharfschützengewehr im Visier - er
hindert ihn mit Nachdruck am Verlassen der Telefonzelle und fordert die Stunde der Wahrheit ein. Stu hat die Wahl: Eine Kugel oder ein demütigendes Strafgericht unter den Augen einer Zuschauermenge.
Als dann die beiden Frauen auftauchen und die Polizei auf der Bildfläche erscheint, wird die Situation immer komplexer...
Ein ganzer Film, der ausschließlich in einer Telefonzelle spielt – ist so etwas möglich?
Dieser Film beweist es.
Er kommt nach der hastigen Anfangssequenz ohne große Umschweife sofort zur Sache, präsentiert nur kurz einen Einblick in den Alltag und das Wesen der Hauptfigur, lässt diesen dann zur Telefonzelle gehen und beginnt sofort den Plot, der dann ebenfalls absolut gradlinig und schnörkellos verläuft.
Joel Schumacher gelingt es, mit einfachsten Mitteln Spannung zu erzeugen.
Es ist immer noch möglich, einen Film mit kleinem Budget auf kleinem Raum zu drehen, der wesentlich mehr fesselt als manch andere Filme, auch wenn "Nicht Auflegen" nicht ganz der große Wurf ist.
Die Kamerafahrten sind toll, mal schnell und rasant, dann wieder ruhig und langsam, die Bilder im Bild sind sehr gut, dazu kommt der tolle Schnitt dieser temporeichen Bilder, die zusammen Unmengen an Spannung und Nervenkitzel in den Film bringen.
Ein Punkt ist auch die Länge des Films - mit ca. 80 Minuten ist er richtig kurz – weist hier und da Leerstellen auf, insgesamt bleibt es jedoch durchgehend spannend bis zum Schluss.
Vor allem das Ende hat es in sich. Man wird in die Irre geführt, wer denn nun der Killer sei, bis man denkt die Lösung zu haben. Doch dann - Geirrt. Falsch. Und dann kommt er. Dieser Auftritt ist ein Highlight.
Colin Farrell spielt einwandfrei und überzeugend, mal cool (am Anfang), mal kurz vor dem Nervenzusammenbruch (am Ende).
Das arrogante Arschloch in den furiosen ersten Minuten des Films, das zu Tode geängstigte Opfer und schließlich den geläuterten Verlierer, der sich selbst entlarvt und der ganzen Welt preisgibt, was für ein Loser er in Wirklichkeit ist.
Lob auch für Kiefer Sutherland, dessen Stimme das einzige ist, was man die ganze Zeit von dem Sniper hört - eine Stimme, die viele verschiedene Nuancen erreicht.
Das "Nicht Auflegen" am Ende doch "nur" ein guter Film und nicht mehr ist, liegt an den moralischen Fallstricken, in denen sich Schumacher zunehmend verheddert.
Die überzogene Moral im Mittelpunkt in Gestalt des Killers, der einen Mann wieder auf den richtigen Weg bringen will und somit seine Brutalität und seinen Sadismus rechtfertigt. Das hinterlässt ein wenig Unbehagen.

4 von 5 Sternen

Birth

Directed by Jonathan Glazer

Jeder Tod ist auch der Beginn eines neuen Lebens.
Die Witwe Anna (Nicole Kidman) steht kurz vor ihrer Hochzeit mit dem charmanten Joseph (Danny Huston).
Da staunt sie nicht schlecht, als zehn Jahre nach dem Tod ihres Ehemannes Sean aus heiterem Himmel ein ihr völlig unbekannter zehnjähriger Junge (Cameron Bright) auftaucht.
Mit fester Stimme behauptet der Junge, ihr wiedergeborener Ehemann zu sein und bittet sie des weiteren, bloss nicht den neuen Kerl zu heiraten.
Anna ist verstört und weiß nicht, wie sie mit der neuen Situation umgehen soll.
Sie verbringt mehr und mehr Zeit mit dem kleinen Sean, der mehr über sie weiß, als er eigentlich wissen dürfte...
Es gibt Filme, die nehmen einen vom ersten Moment an gefangen und man möchte schon bei den ersten Minuten Luftsprünge machen - weil das Wahrgenomme die Seele verwöhnt.
So geschehen bei "Birth."
Die Anfangssequenz allein zeigt, worauf man sich bei diesem Film einlassen muss.
Der Beginn eines unwahrscheinlich eleganten Filmerlebnisses.
Die Kamera folgt minutenlang einem Jogger im Park. Getaucht ist das Bild in das Licht eines kalt-düsteren Wintertages, dazu ertönt eine faszinierende Klangkulisse. Im Dunkel unter einer Brücke bricht der Jogger schließlich zusammen, zeitgleich wird ein Baby geboren.
Schnitt - atmosphärisch und eindrucksvoll.
Mit beunruhigender Ruhe entwickelt sich die Geschichte weiter.
Nicole Kidman läuft in ihrer Fragilität und Verletzlichkeit wieder einmal zur Hochform auf. Sie spielt ihre Rolle unglaublich überzeugend und wirkt sehr authentisch in ihren Handlungen.
Das sich Anna keiner Sache sicher zu sein scheint als der, dass sie Sean auch 10 Jahre nach seinem Tod immer noch liebt und dass sie das Geschehene nie ganz verkraftet hat, bringt sie in jeder Faser ihrer Rolle zum Ausdruck. Ihr Schicksal macht betroffen, und die emotionale Aufgewühltheit einer Person wurde selten derart intensiv in einem Film festgehalten wie bei dieser einen, unfassbar langen Großaufnahme von Kidmans Gesicht in der Oper, kurz nach dem Zusammenbruch des jungen Sean.
"Birth" ist ein langsamer und sehr behutsames Mystery-Drama.
Durch die Bilder von "Birth" zieht sich eine kühle Ästhetik, eine distanzierten Pracht.
Die dichte, unheimliche Atmosphäre des Films wird zudem duch eine gelungene Filmmusik veredelt.
Der Clou des Films liegt neben visueller und akustischer Glanzleistung eindeutig auch darin, dass ein im Grunde absurdes Szenario in bestechender, beständiger Ernsthaftigkeit vorgetragen wird und sich daran im Filmverlauf auch überhaupt nichts ändert.
Leider geht dem Film hin zum Ende die Luft raus.
Glazer arbeitet hart daran, aus allen Geheimnissen, die er spinnt, ein homogenes Ganzes zu machen, scheitert aber vor allem am Schluss. Ohne etwas vorweg zu nehmen, verleugnet das Ende leider die Essenz des Films und auch des Stils.
Schließlich lässt Glazer seinen Film in Schwermut enden, in Traurigkeit, aber auch in sanft positiv stimmender Ungewissheit.
Gibt es Reinkarnation? Werden Menschen wiedergeboren?
"Birth" handelt von Verlust, aber auch von Hoffnung.

4 von 5 Sternen

Hautnah - Closer

Directed by Mike Nichols

Im Londoner Straßenverkehr begegnen sich der attraktive introvertierte Journalist Dan (Jude Law) und die junge Striperin Alice (Natalie Portman) zum ersten Mal.
Alice ist von Dans Blicken so hypnotisiert, dass sie unachtsam auf die Straße läuft und von einem Auto angefahren wird. Im Krankenhaus lernen sich Dan und Alice näher kennen und verspüren sehr bald Sympathie füreinander.
Sie haben nichts gemeinsam und verlieben sich gerade deswegen ineinander - Hals über Kopf.
Er gibt ihr Halt, sie ihm ein Abenteuer.
Dan war bislang für eine Zeitung tätig und schrieb Nachrufe, doch durch die neue Beziehung beginnt er ein Buch zu schreiben - er macht sein Leben mit Alice zum Thema seines ersten Romans.
Für sein neues Werk lässt er sich von der frisch geschiedenen Fotografin und Künstlerin Anna (Julia Roberts) ablichten.
Anna beginnt kurze Zeit später eine Romance mit dem aufstrebenden, jedoch bisher wenig erfolgreichen Buchautor, um dann doch den mit beiden Beinen im Leben stehenden Dermatologen Larry (Clive Owen) zu heiraten.
Eine ungewöhnliche Vierecksbeziehung nimmt ihren Lauf.
Mike Nichols präsentiert einen Film mit schmutzigen Worten und sauberen Bildern.
An schön fotografierten Locations treffen sich die vier Hauptpersonen, um die sich die Intrigen und Eifersüchteleien von "Hautnah" drehen.
Ob in Tiefseeaquarien oder Kunstgalerien, sie werden immer aus der Menschenmasse hervorgehoben und facettenreich beleuchtet - allerdings nur visuell. Über die Charaktere selbst erzählt "Hautnah" nur wenig. Die Beziehungskonstellationen rücken in den Vordergrund.
Wiederholende Wortwitze vermögen kaum mehr zu überzeugen und auch das Spannungspotenzial der Viererbeziehung sinkt beständig, bis schließlich auch die Dialoge an Künstlichkeit zunehmen.
Zwar ist der Film nicht zwingend langweilig, enttäuscht aber die hohen Erwartungen, die eine solch illustre Schauspielriege mit sich bringt.
Dan, Alice, Larry und Anna werden mit der Zeit immer blasser.
Durchschnittsmenschen der oberen Mittelklasse die ein langweiliges Leben führen. Wenn sie direkt miteinander reden, klingt es wie eine Auflistung beliebiger Sex-Vokabeln die weder aufregen noch begeistern können.
Die Zuschauer werden meistens auf kühle Distanz gehalten und es werden kaum Emotionen vermittelt.
Doch es gibt auch vereinzelte Höhepunkte.
So lässt Julia Roberts hier und da einen mit offenem Mund dastehen - "Yes, I fucked him! Yes, I came. Twice! Firsten I was on him, and the he took me from behind."
Diese Worte werden mit einer Intensität, einer Eindringlichkeit, einer inneren Wut vorgetragen, wie man es von ihr bisher nicht gewohnt war. Ausgerechnet die Roberts, ausgerechnet Everybody’s Darling. Die größte Leistung vollbringt Natalie Portman.
Ihr Auftritt lässt sich mit einem einzigen Wort beschreiben - atemberaubend.
Auch ohne dass sie alles zeigt, versprüht Natalie Portman mehr Erotik, als so manches viel freizügigere Möchtegern-Sternchen. Auch Clive Owen wirkt intensiv und spielt hier mit viel Präsenz. Jude Laws Wandlung vom schüchternen Lokalreporter über den selbstbewussten Autor hin zur gebrochenen Person nimmt man ihm nicht wirklich ab.
Am Ende lässt uns der Film in einer seltsamen Stimmung zurück.
"Hautnah" ist ein ehrlicher und schonungsloser Film, der kein Blatt vor den Mund nimmt, jedoch wird der Zuschauer nicht vollkommen in seinen Bann gezogen.

3 von 5 Sternen

Red Eye

Directey by Wes Craven

Gerade erst nahm die junge Hotelmanagerin Lisa Reisert (Rachel McAdams) an der Beerdigung ihrer Großmutter teil, jetzt muss sie ihre Flugangst überwinden und die nächste Maschine nach Miami erwischen.
Wenigstens ist ihr Sitznachbar Jackson (Cillian Murphy) eine charmante Bekanntschaft.
Doch kurz nach dem Start des Flugzeugs entpuppt sich ihr netter Sitznachbar als skrupelloser Erpresser.
Ein VIP-Gast ihres Hotels und seine Familie sollen getötet werden, und dazu soll Lisa per Telefon die Verlegung des einflussreichen Politikers aus seiner Standardsuite in ein anderes Zimmer veranlassen.
Weigert sie sich, wird ihr Vater liquidiert - der nur auf Jacksons Anruf wartet.
Der Flug wird schon bald zum klaustrophobischen Alptraum.
"Red Eye" kann zwar mit einer guten Besetzung und einer straffen Handlung zu Beginn punkten, leider geht dem Thriller am Ende jedoch die Luft aus.
Während die ersten 60 Minuten ziemlich interessant sind, verfliegt das Interesse am Geschehen ziemlich schnell.
Mit der Wahl der beiden Hauptdarsteller traf Wes Craven jedenfalls eine vorzügliche Wahl.
Cillan Murphy überzeugt in diesen Film durch seine tolle Präsenz und sein Spiel.
Da der Film zum Großteil im Flugzeug spielt, lebt er fast ausschließlich von den beiden Protagonisten.
Er spielt den sympathischen, netten Jackson ebenso glaubwürdig wie den diabolischen Bösewicht. Murphy kann durch seine Mimik dem Zuschauer noch weitaus mehr vom Wesen seines Charakters vermitteln, seine gletscherblauen Augen bewirken das Übrige.
Auch die bildhübsche Newcomerin Rachel McAdams zeigt eine ansprechende und äußerst sympathische Leistung. Nicht überragend - aber gut.
Insgesamt wird man nicht richtig entäuscht - aber auch nicht richtig überrascht.
Solide Unterhaltung, aber leider auch nicht mehr.
Und wer sich fragt, wie der Film zu seinen Namen kommt-"Red Eye Flights" werden Nachtflüge genannt, die zwischen 1.00 und 4.00 Uhr starten.
Die Passagiere verlassen das Flugzeug wegen Schlafmangel häufig mit geröteten Augen.

3 von 5 Sternen

Moonlight Mile

Directed by Brad Silberling

Eine amerikanische Vorstadt in den frühen 70iger Jahren.
Kurz vor der Hochzeit wird wird die junge Diana Floss zufälliges Opfer eines schiesswütigen Psychopathen.
Der angereiste Verlobte Joe Nast (Jake Gyllenhaal) bleibt bei den Eltern Ben (Dustin Hoffman) und Jojo Floss (Susan Sarandon ), arbeitet bald im Immobilienbüro des "Schwiegervaters", der sich über den jungen Kumpel und "Tochterersatz" freut.
Alles scheint in Ordnung, das Leben geht weiter - aber nur vordergründig.
Denn der Verlust schmerzt - die schriftstellernde Jojo leidet unter einer Schreibblockade und überspielt ihre Trauer mit Ironie & Sarkasmus, Ben flüchtet sich in sinnlose Aktivitäten und in die Arbeit.
Und Joe kriegt ein schlechtes Gewissen, als er sich in die hübsche Barfrau Bertie Knox (Ellen Pompeo) verguckt. Der nette Typ will niemanden enttäuschen und gerät dabei immer mehr in ein Netz aus Lügen und Verdrängung.
Er steht vor einem doppelten moralischen Dilemma - wie soll er Dianas ebenso lieben wie verschrobenen Eltern, die obendrein seine Arbeitgeber und Hausnachbarn sind erklären, dass man die Hochzeit eigentlich einvernehmlich hatte absagen wollen? Und wie erst soll er ihnen beibringen, dass er sich neu verliebt hat?
In "Moonlight Mile" stehen Dustin Hoffman und Susan Sarandon erstmals gemeinsam vor der Kamera - bei dieser tollen Kombination wird ein Blick oder ein simples Fingerschnippen schon zum Ereignis. Aber an der Seite dieser Ausnahme-Schauspieler behaupten sich nicht weniger grandios Jake Gyllenhaal und Ellen Pompeo. Solch ein Film steht und fällt mit seinen Schauspielern.
Der Film ist bis in die kleinste Nebenrolle so gut besetzt, das man eigentlich keine Sekunde an eine Fiktion auf der Leinwand glauben mag.
Trauer, Schmerz, Enttäuschung, Verlust, Abschied und Tod. Nicht gerade die Leitmotive für eine Komödie, doch was Silberling hier erzählt, wirkt so locker und leicht das man dem Ganzen ab und an seine komische Momente abgewinnen kann. Dabei hält er immer die Balance zwischen Tragik und Komik.
Die Musik sollte hier eine besondere Erwähnung finden, denn sie ist nicht nur gut, sondern entscheidend für die Stimmung und die Gefühle der Personen.
Die außergewöhnliche Kraft und Wirkung, die ein Song haben kann, wird hier so verblüffend auf die Leinwand übertragen, dass man in nächster Zeit erst mal wieder ganz genau zuhören wird, wenn einem solche Klänge begegnen.
"Moonlight Mile" ist kein Film der sich mit wilden Zeitsprüngen oder Rückblenden beschäftigt.
Er konzentriert sich völlig auf das Hier und Jetzt und begleitet gemeinsam mit dem Zuschauer die Hinterbliebenen auf ihrem beschwerlichen und ganz unterschiedlichen Weg der Trauer.
Das gleiche was für die Musik gilt, gilt ebenso für den Film.
Er versetzt einen in diese wunderbare Stimmung aus trauriger Melancholie und Lebensfreude welche aus den kleinen Dingen des Lebens her rührt.
"Moonlight Mile" ist ein filmischer Glücksfall mit Herz.

5 von 5 Sternen

The Good Girl

Directed by Miguel Arteta

Bei Justine, 30, unauffällig hübsch und Kassiererin im Supermarkt "Rodeo Retail", ist die Frustgrenze erreicht.
Wenn sie von ihrer langweiligen Arbeit nach Hause kommt, findet sie in ihrem Vorstadthaus ihren liebevollen, aber meist zugedröhnten Ehemann Phil (John C. Reilly) und dessen allein lebenden Freund Bubba vor, für den Phil ein Idol ist.
Die beiden arbeiten als Anstreicher. Phils Graskonsum könnte die Ursache dafür sein, dass sich die erwünschte Schwangerschaft bei Justine nicht einstellt. Abwechslung kommt in Justines Leben mit dem neuen, jungen und guzt aussehenden Kassierer-Kollegen Holden (Jake Gyllenhaal), einem romantischen Freak und Möchtegern-Schriftsteller, der sich für die Inkarnation seines Romanhelden Holden Caulfield aus "Der Fänger im Roggen" hält.
Mit ihm beginnt Justine dann hals über Kopf eine leidenschaftliche Affäre, die später von Bubba entdeckt und zur Befriedigung seiner eigenen sexuellen Interessen ausgenutzt wird - er erpresst Justine mit der Drohung, sie zu verraten, wenn sie nicht mit ihm schläft.
Dennoch kommt ihr Ehemann Phil hinter die Affäre seiner Frau, die dieser längst über den Kopf gewachsen ist - zumal sie ihre Schwangerschaft feststellt.
In ihrer Konfusion hin-und-her gerissen zwischen der Aussicht auf ein beschauliches Leben mit dem gutmütigen Phil und einer "Bonnie and Clyde-Odyssee" mit dem obsessiven, durchgeknallten Holden trifft sie eine Entscheidung, die nicht ohne Folgen bleiben wird...
Einen abgrundtiefen und zugleich warmherzigen Blick wirft Regisseur Miguel Arteta ins Herzland seiner amerikanischen Wahlheimat.
Er verdirbt dem Zuschauer nicht den Spass an der Freud über die trostlosen Zustände in der US-Provinz, erlaubt sich aber zu keiner Zeit billige Lacher auf Kosten der allzumenschlichen Alltagstypen, die seine dramatische Komödie bevölkern.
Dazu liebt er seine Figuren zu sehr.
Der in Sundance gefeierte Indie-Hit lebt vor allem von der Schauspielkunst der durchweg sehr guten Darsteller.
Alle Charakter sind glaubwürdig und liebevoll geschildert, die Rollen grandios besetzt, die Schauspieler durch die Bank überzeugend, allen voran Jennifer Anniston, der es von Einstellung zu Einstellung immer mehr gelingt, ihr "Friends"-Image abzustreifen. Endlich.
Jake Gyllenhaal bewirkt mit seinen minimalistischen Gesichtsausdrücken soviel mehr als viele andere seiner Kollegen.
Crazy und doch liebenswert switcht er hier zwischen den Welten des menschlichen Daseins.
Mit vielen witzigen Details wird der Alltag im Supermarkt in seiner belanglosen Absurdität gezeigt, das Leben in der Provinz - die überall sein könnte - in seiner langweiligen Schauerlichkeit vorgeführt.
Über all das aber siegt der rührende Wille der Hauptdarstellerin, sich auch von den widrigsten Umständen nicht unterkriegen zu lassen.
Während die Menschen ihrer Umgebung sich längst arrangiert haben und für die kleinen Alltagsfreuden leben, kämpft Justine um ihr persönliches Glück.
Ein Glücksfall einer Indie-Komödie und ein Feelgood-Movie, das seine Zuschauer auf warmherzig-intelligente Art unterhält.

5 von 5 Sternen

Trainspotting - Neue Helden

Directed by Danny Boyle

Sie sind jung. Sie sind erfolglos. Sie sind gelangweilt. Sie sind drogensüchtig.
Von einer stumpfsinnigen Gesellschaft an den Rand gespült, fristen eine handvoll Post-Punker, Drogensüchtige, Halbkriminelle und Chaoten ihr tristes Dasein.
Der Alltag besteht aus einem fatalen Kreislauf von Drogenbeschaffung und Drogenkonsum.
Was zählt, ist der augenblickliche Kick - die ultimative Befriedigung, in deren Zentrum der Junkie Mark Renton (Ewan McGregor) und seine illustren Bekannten stehen.
Von Sick Boy (Jonny Lee Miller) über das frühreife Schulmädchen Diane (Kelly MacDonald) bis hin zum aggressiven Säufer Begbie (Robert Carlyle) ist alles vorhanden.
Das Herauskommen aus diesem Dasein schiebt Renton immer wieder vor sich her.
Nachdem er sich dann doch zu einem Entzug entschließt, kommt er gleich in die nächste Schwierigkeit - er verbringt eine Nacht mit der attraktiven Diane, und es stellt sich heraus, dass das frühreife Mädchen noch minderjährig ist.
Rentons drogenfreie Zeit dauert jedoch nicht lange an - er erleidet einen fatalen Rückfall und wird mit einer Überdosis ins Krankenhaus eingeliefert.
"Plötzlich erkennst du, dass du von dieser Art Realität, die sich direkt vor deinen Augen abspielt, nicht den geringsten Schimmer hast."
Mit "dieser Art Realität" meint Boyle einen anarchischen Junkie-Kosmos, wie er in der Pop-Subkultur einer jeden Großstadt (in diesem Fall Edinburgh) existiert.
Mit der Verfilmung des Kultbuches "Trainspotting" von Irvine Welsh sind die Macher zum heißesten Ticket in der internationalen Filmszene geworden.
In ihrem Heimatland Großbritannien haben Regisseur Danny Boyle, Drehbuchautor John Hodge und Produzent Andrew Macdonald damals eine "Trainspotting"-Mania ausgelöst.
Kein Wunder, reflektiert der Film doch die Lebensphilosophie der Anti-Establishment- und No-Future-Generation auf explosive Weise. Pop-Kultur wird hier in ganz großen Lettern geschrieben.
Durch das Spektrum an surrealen Effekten eröffnet Boyle dem Film geschickt neue, oft völlig frappierende Perspektiven.
Das wird zB. durch die jetzt schon berühmt-berüchtigte "Kloszene" deutlich - Visualisierung als exzentrisches Stilmittel.
Es werden Gemütsverfassungen und Seelenzustände abgebildet - nicht harmlose, banale Äußerlichkeiten. Ebenso wichtig ist hier die Musik. Von Iggy Pop zu Lou Reed zu Blur zu Pulp zu Underworld.
"Trainspotting" ist ein nihilistisches Szene-Polaroid, ein grimmig-funkelnder Alptraum,
mit rabenschwarzen Humor, ein Adrenalinstoss.
Es ist, als wären Larry Clarks "Kids" älter und vielleicht smarter geworden - aber sicher nicht gebildeter.

5 von 5 Sternen

Dogville

Directed by Lars Von Trier


Auf der Flucht vor einer dunklen Vergangenheit landet Grace (Nicole Kidman) Anfang der 30er Jahre in einem scheinbar idyllischen, abgelegenen Bergdorf in den Rocky Mountains.
Unter den Bewohnern macht sich die schöne junge Frau nach anfänglichem Misstrauen mit ihrer freundlichen, grenzenlos gütigen Art zunächst Freunde, was sich jedoch ändert, als man ihre Notlage erkennt und sie auszunutzen beginnt.
Weil von Gangstern und der Polizei gesucht, muss Grace Schikanen und Übergriffe ertragen, sich misshandeln und versklaven lassen.
An altbekannte Konventionne hat sich der dänische Star-Regisseur Lars von Trier noch nie gehalten.
Mit "Dogville" sprengt er nun die Grenzen des bisher Gesehenen.
Sein gewagtes, Drei-Stunden-Epos ist auf das absolute Minimum reduziert.
Mit einfachsten und zugleich radikalsten Mitteln auf fünfzig Quadratmeter Studiobühne vor aufgemalten Stadt- und Landkulissen zelebriert Ex-Dogmatiker Lars von Trier ein knallhartes Schuld -und Sühnedrama mit einer verletzlichen und gleichzeitig jedoch harten Nicole Kidman.
Das Erstaunliche ist jedoch
Und das Erstaunliche - es funktioniert.
Die Wucht der Geschichte, die von den grandiosen Darstellern getragen wird, überrollt den Betrachter mit zunehmender Dauer, sodass sich niemand mehr entziehen kann und keine Langeweile aufkommt.
Die Geschichte weiß einen zu fesseln, nimmt immer andere Wendungen an und wird zugleich immer dramatischer.
Triers Meisterwerk fragt nach Werten wie Menschlichkeit und Güte - um diesen knallhart das Bestialische im Menschen gegenüberzustellen.
Lars von Trier hat einen düsteren, pessimistischen Theaterfilm gedreht, der für seine lange Laufzeit aber überraschend kurzweilig ausgefallen ist.
Für Abwechslung sorgen automatisch die fünfzehn unterschiedlichen Charaktere von Dogville, einschließlich ihres ständig im Wandel begriffenen Reaktionsverhalten gegenüber Grace.
"Dogville" spielt mit den Emotionen und hinterfragt die scheinbare eigene moralische Überlegenheit. Somit wird der Film letztlich zum Selbstversuch.
Denn "Dogville" gibt es nicht nur auf der Leinwand, "Dogville" ist überall.
Der Film ist übrigens der Auftakt einer Grace-Trilogie, der mit "Manderylay" in diesem Jahr ihre Fortsetzung fand und in "Washington" ihre Ende finden soll.

5 von 5 Sternen