Monday, February 06, 2006

Trainspotting - Neue Helden

Directed by Danny Boyle

Sie sind jung. Sie sind erfolglos. Sie sind gelangweilt. Sie sind drogensüchtig.
Von einer stumpfsinnigen Gesellschaft an den Rand gespült, fristen eine handvoll Post-Punker, Drogensüchtige, Halbkriminelle und Chaoten ihr tristes Dasein.
Der Alltag besteht aus einem fatalen Kreislauf von Drogenbeschaffung und Drogenkonsum.
Was zählt, ist der augenblickliche Kick - die ultimative Befriedigung, in deren Zentrum der Junkie Mark Renton (Ewan McGregor) und seine illustren Bekannten stehen.
Von Sick Boy (Jonny Lee Miller) über das frühreife Schulmädchen Diane (Kelly MacDonald) bis hin zum aggressiven Säufer Begbie (Robert Carlyle) ist alles vorhanden.
Das Herauskommen aus diesem Dasein schiebt Renton immer wieder vor sich her.
Nachdem er sich dann doch zu einem Entzug entschließt, kommt er gleich in die nächste Schwierigkeit - er verbringt eine Nacht mit der attraktiven Diane, und es stellt sich heraus, dass das frühreife Mädchen noch minderjährig ist.
Rentons drogenfreie Zeit dauert jedoch nicht lange an - er erleidet einen fatalen Rückfall und wird mit einer Überdosis ins Krankenhaus eingeliefert.
"Plötzlich erkennst du, dass du von dieser Art Realität, die sich direkt vor deinen Augen abspielt, nicht den geringsten Schimmer hast."
Mit "dieser Art Realität" meint Boyle einen anarchischen Junkie-Kosmos, wie er in der Pop-Subkultur einer jeden Großstadt (in diesem Fall Edinburgh) existiert.
Mit der Verfilmung des Kultbuches "Trainspotting" von Irvine Welsh sind die Macher zum heißesten Ticket in der internationalen Filmszene geworden.
In ihrem Heimatland Großbritannien haben Regisseur Danny Boyle, Drehbuchautor John Hodge und Produzent Andrew Macdonald damals eine "Trainspotting"-Mania ausgelöst.
Kein Wunder, reflektiert der Film doch die Lebensphilosophie der Anti-Establishment- und No-Future-Generation auf explosive Weise. Pop-Kultur wird hier in ganz großen Lettern geschrieben.
Durch das Spektrum an surrealen Effekten eröffnet Boyle dem Film geschickt neue, oft völlig frappierende Perspektiven.
Das wird zB. durch die jetzt schon berühmt-berüchtigte "Kloszene" deutlich - Visualisierung als exzentrisches Stilmittel.
Es werden Gemütsverfassungen und Seelenzustände abgebildet - nicht harmlose, banale Äußerlichkeiten. Ebenso wichtig ist hier die Musik. Von Iggy Pop zu Lou Reed zu Blur zu Pulp zu Underworld.
"Trainspotting" ist ein nihilistisches Szene-Polaroid, ein grimmig-funkelnder Alptraum,
mit rabenschwarzen Humor, ein Adrenalinstoss.
Es ist, als wären Larry Clarks "Kids" älter und vielleicht smarter geworden - aber sicher nicht gebildeter.

5 von 5 Sternen

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