Donnie Darko
Directed by Richard Kelly
Donnie Darko (Jake Gyllenhaal) lebt mit seinen zwei Schwestern und seinen Eltern in Middlesex, einem typisch amerikanischen Vorort.
Auf den ersten Blick scheint er ein ganz normaler Teenager zu sein, doch er blickt auf eine kriminelle Vergangenheit zurück, schlafwandelt in der Nacht und hat surreale Erscheinungen. Trotz Therapie und Medikamentenbehandlung findet er sich jeden Morgen irgendwo anders in der Kleinstadt wieder. Eines nachts vernimmt er erstmals eine bedrohliche Stimme, der er bis zum Golfplatz des Ortes folgt. Dort sieht er jemanden mit einem Hasenkostüm und einer dämonischen Hasenmaske. Der suspekte Riesenhase (James Duval) gibt ihm eine genaue Zeitangabe, die den Untergang der Welt kennzeichnen soll. 28 Tage, 6 Stunden, 42 Minuten und 12Sekunden. Als Donnie am nächsten Morgen zu seinem Elternhaus zurückkehrt, stehen dort viele Schaulustige - die Turbine eines Flugzeugs ist aus unerklärlichen Gründen genau in Donnies Zimmer gestürzt.
Der unheimliche Hase hat ihm das Leben gerettet...
Jeder Versuch, den Inhalt von "Donnie Darko" auf eine nachvollziehbare Essenz zu komprimieren um einen ersten Eindruck des Filmes zu vermitteln, muss zwangsläufig scheitern. Das Regiedebüt des zum Entstehungszeitpunktes gerade mal 26 Lenze alten Richard Kelly verweigert sich selbst einer ansatzweisen Genre-Kategorisierung, denn in dem Film steckt ein bisschen von allem.
"Donnie Darko" ist ein wunderbar gelungener Mix aus Science Fiction, Thriller, Teenager-Komödie und Drama und behandelt auf seine ganz besondere Art das Thema des Zeitreisens.
Die verschiedenen Elemente stehen sich hier nicht gegenseitig im Wege, sondern greifen hervorragend ineinander. Trotz der teils wirklich witzigen Dialoge und der schrägen Charaktere überwiegt im Film aber letztlich der melancholische, verstörende Charakter. Kritik wird am amerikanischen Schulsystem geübt, in dem die Lehrer für den Einsatz kontroverser zeitgenössischer Literatur gleich ihre Arbeit verlieren, und dafür Pseudo-Lebensweisheiten ihren Einzug ins Klassenzimmer finden. Daher wirkt die völlig von ihrem New-Age-Guru Jim Cunningham (Patrick Swayze) besessene Lehrerin Kitty Farmer (Beth Grant) so weltfremd und in ihrem Vorhaben, ihre Schüler von dem Weg der Angst auf den Pfad der Liebe zu führen, vollkommen einfältig.
Bei den möglichen Interpretationsvarianten kommt einem zuerst die Zeitreiseproblematik als Dreh- und Angelpunkt in den Sinn. Nach dieser Auslegung wird Donnie Darko aus einem unbekannten Grund von einer anonymen Macht auserwählt, ein instabiles Tangentenuniversum, das durch die Zeitreise der Flugzeugturbine entstanden ist, zu schließen. Alle Menschen um ihn herum werden zu Boten, die sozusagen allein durch ihr Tun darauf hinarbeiten, dass Donnie letztlich seine Fähigkeiten erkennt und das Gleichgewicht im Raumzeitkontinuum wiederherstellt.
Ebenso kann man im Film alles durch einen göttlichen Masterplan gelenkt verstehen, der für Donnie durch die Offenbarung der durchsichtigen Pfeile, welche aus den Oberkörpern der Menschen herauswachsen und ihnen den Weg vorgeben, den sie zurückzulegen haben, ersichtlich wird. Hier könnten die Pfeile aber auch einfach für das Schicksal stehen, dem sich der Mensch zwangsläufig ausgeliefert sehen muss. So muss sich Donnie auch mit der Sterblichkeit alles Seins auseinandersetzen. Deutlich wird jedenfalls, dass jedes noch so unwichtig erscheinende Detail ein wichtiges Zahnrad in der bereits vorher gestellten Uhr des Lebens sein kann.
"Jedes Lebewesen auf dieser Erde stirbt für sich allein."
Höchst stimmig ist die musikalische Untermalung des Werks, die mit vielen Originalsongs der 80er aufwartet und somit das Flair dieser Zeit wieder aufleben lässt. Gleich zu Beginn unschmeichelt "The Killing Moon“ von Echo And The Bunnymen das Ohr, dass einen Tage nichts mehr anderes denken lässt als diese wunderbar gesungenen Zeilen, vertont von dieser schönsten Musik, die man sich vorstellen kann.
"Under The Milky Way Tonight" von The Church steht dem in nichts nach.
Auch "Notorious" von Duran Duran & "Head Cver Heels" von Tears for Fears sind hervorragend gewählt, wobei die Stücke auch inhaltlich immer einen Bezug zum Film haben.
Schlusspunkte hier bilden das legendäre "Love Will Teat Us Apart" von Joy Division und
allerspätestens beim Ertönen von "Mad World", Gary Jules Interpretation von Tears For Fears "Mad World", ist man gebannt, ergriffen, berührt und verstört.
Nicht viele Popsongs vermögen es, emotional so zu greifen. Zu diesem Song werden die Gesichter der wichtigsten Personen in langsamer Kamerafahrt noch einmal eingefangen. Vielleicht ist sogar gerade "Mad Would" der Schlüssel zu "Donnie Darko", wäre es doch durchaus möglich, den gesamten Film als Visualisierung dieses Songs zu verstehen. "The dreams in which I’m dying are the best I’ve ever had"...
In diesem Film sind alle Darsteller gekonnt besetzt. Neben der sehr guten Darstellung der Lehrerin durch Beth Grant wissen vor allem Mary McDonnell als Donnies Mutter und Hauptdarsteller Jake Gyllenhaal in ihren Rollen zu glänzen. Selten wurde eine Mutterrolle so glaubwürdig wiedergegeben und Gyllenhaal weiß mit seinem gekonnten Mienenspiel der Verwirrung und inneren Unruhe, unter der Fassade des weite Strecken teilnahmslos wirkenden und psychisch angeknacksten Teenagers, erstaunlichen Ausdruck zu verleihen - dieser Gesichtausdruck, der lässt einem eiskalt ein Schauer über den Rücken laufen.
Auch die übrigen Darsteller wissen in ihren Rollen zu gefallen.
Die hübsche und tiefgründig wirkende Jena Malone, Drew Barrymore, die ihrer kleinen Rolle unheimlich viel Präsenz verleiht, wie lange in keinem Film zuvor.
Holmes Osborne als Donnies Vater kann ebenso überzeugen, wie Gyllenhaals Schwester Maggie und der eingebildet-witzige und gerade dadurch sympathische Patrick Swayze, der mit diesem Film sein Leinwand-Comeback feierte.
Aus dem geringen Budget von 4,5 Mio. Dollar wurde einiges herausgeholt.
So bekommt der Zuschauer den Einsatz von Special Effects und darüber hinaus interessante Kameraeinstellungen geboten. Die optische Brillanz hinterlässt er einen sehr professionellen Eindruck und lässt ein so begrenztes Budget zu keinem Zeitpunkt vermuten.
Besonders beeindruckend sind die Kinoszene und das Finale des Films, insbesondere durch den musikalischen Einsatz. Wenn die anmutende Chormusik ertönt und Donnie neben dem Riesenhasen Frank im beinahe leeren, dunklen Kino sitzt, ist das spannend und faszinierend. Beeidruckend und exzellent eingefangen sind die Auftritte von Frank, die dem Begriff "Angst-Hase" eine völlig neue Dimension verleihen.
Es ist ein Film, der die Gemüter diskutieren lässt, da er dem Zuschauer seine Geschichte nicht strickt erzählt, sondern ihm einen ungemeinen Interpretationsspielraum lässt. Es hier einfach keine ultimative Lösung, kein einzig richtiges Verständnis.
"Donnie Darko" ist ein interessanter, verstörender und auslegungsbedürftiger Film, der nur demjenigen zusagen wird, der dazu bereit ist, selbst die Puzzelstücke der Story zusammenzusuchen und sie immer wieder neu zusammenzulegen.
Ein originelles, traumschön inszeniertes und ganz schön versponnenes Kindobüt des talentierten Richard Kelly. More to come...
5 von 5 Sternen
Donnie Darko (Jake Gyllenhaal) lebt mit seinen zwei Schwestern und seinen Eltern in Middlesex, einem typisch amerikanischen Vorort.Auf den ersten Blick scheint er ein ganz normaler Teenager zu sein, doch er blickt auf eine kriminelle Vergangenheit zurück, schlafwandelt in der Nacht und hat surreale Erscheinungen. Trotz Therapie und Medikamentenbehandlung findet er sich jeden Morgen irgendwo anders in der Kleinstadt wieder. Eines nachts vernimmt er erstmals eine bedrohliche Stimme, der er bis zum Golfplatz des Ortes folgt. Dort sieht er jemanden mit einem Hasenkostüm und einer dämonischen Hasenmaske. Der suspekte Riesenhase (James Duval) gibt ihm eine genaue Zeitangabe, die den Untergang der Welt kennzeichnen soll. 28 Tage, 6 Stunden, 42 Minuten und 12Sekunden. Als Donnie am nächsten Morgen zu seinem Elternhaus zurückkehrt, stehen dort viele Schaulustige - die Turbine eines Flugzeugs ist aus unerklärlichen Gründen genau in Donnies Zimmer gestürzt.
Der unheimliche Hase hat ihm das Leben gerettet...
Jeder Versuch, den Inhalt von "Donnie Darko" auf eine nachvollziehbare Essenz zu komprimieren um einen ersten Eindruck des Filmes zu vermitteln, muss zwangsläufig scheitern. Das Regiedebüt des zum Entstehungszeitpunktes gerade mal 26 Lenze alten Richard Kelly verweigert sich selbst einer ansatzweisen Genre-Kategorisierung, denn in dem Film steckt ein bisschen von allem.
"Donnie Darko" ist ein wunderbar gelungener Mix aus Science Fiction, Thriller, Teenager-Komödie und Drama und behandelt auf seine ganz besondere Art das Thema des Zeitreisens.
Die verschiedenen Elemente stehen sich hier nicht gegenseitig im Wege, sondern greifen hervorragend ineinander. Trotz der teils wirklich witzigen Dialoge und der schrägen Charaktere überwiegt im Film aber letztlich der melancholische, verstörende Charakter. Kritik wird am amerikanischen Schulsystem geübt, in dem die Lehrer für den Einsatz kontroverser zeitgenössischer Literatur gleich ihre Arbeit verlieren, und dafür Pseudo-Lebensweisheiten ihren Einzug ins Klassenzimmer finden. Daher wirkt die völlig von ihrem New-Age-Guru Jim Cunningham (Patrick Swayze) besessene Lehrerin Kitty Farmer (Beth Grant) so weltfremd und in ihrem Vorhaben, ihre Schüler von dem Weg der Angst auf den Pfad der Liebe zu führen, vollkommen einfältig.
Bei den möglichen Interpretationsvarianten kommt einem zuerst die Zeitreiseproblematik als Dreh- und Angelpunkt in den Sinn. Nach dieser Auslegung wird Donnie Darko aus einem unbekannten Grund von einer anonymen Macht auserwählt, ein instabiles Tangentenuniversum, das durch die Zeitreise der Flugzeugturbine entstanden ist, zu schließen. Alle Menschen um ihn herum werden zu Boten, die sozusagen allein durch ihr Tun darauf hinarbeiten, dass Donnie letztlich seine Fähigkeiten erkennt und das Gleichgewicht im Raumzeitkontinuum wiederherstellt.
Ebenso kann man im Film alles durch einen göttlichen Masterplan gelenkt verstehen, der für Donnie durch die Offenbarung der durchsichtigen Pfeile, welche aus den Oberkörpern der Menschen herauswachsen und ihnen den Weg vorgeben, den sie zurückzulegen haben, ersichtlich wird. Hier könnten die Pfeile aber auch einfach für das Schicksal stehen, dem sich der Mensch zwangsläufig ausgeliefert sehen muss. So muss sich Donnie auch mit der Sterblichkeit alles Seins auseinandersetzen. Deutlich wird jedenfalls, dass jedes noch so unwichtig erscheinende Detail ein wichtiges Zahnrad in der bereits vorher gestellten Uhr des Lebens sein kann.
"Jedes Lebewesen auf dieser Erde stirbt für sich allein."
Höchst stimmig ist die musikalische Untermalung des Werks, die mit vielen Originalsongs der 80er aufwartet und somit das Flair dieser Zeit wieder aufleben lässt. Gleich zu Beginn unschmeichelt "The Killing Moon“ von Echo And The Bunnymen das Ohr, dass einen Tage nichts mehr anderes denken lässt als diese wunderbar gesungenen Zeilen, vertont von dieser schönsten Musik, die man sich vorstellen kann.
"Under The Milky Way Tonight" von The Church steht dem in nichts nach.
Auch "Notorious" von Duran Duran & "Head Cver Heels" von Tears for Fears sind hervorragend gewählt, wobei die Stücke auch inhaltlich immer einen Bezug zum Film haben.
Schlusspunkte hier bilden das legendäre "Love Will Teat Us Apart" von Joy Division und
allerspätestens beim Ertönen von "Mad World", Gary Jules Interpretation von Tears For Fears "Mad World", ist man gebannt, ergriffen, berührt und verstört.
Nicht viele Popsongs vermögen es, emotional so zu greifen. Zu diesem Song werden die Gesichter der wichtigsten Personen in langsamer Kamerafahrt noch einmal eingefangen. Vielleicht ist sogar gerade "Mad Would" der Schlüssel zu "Donnie Darko", wäre es doch durchaus möglich, den gesamten Film als Visualisierung dieses Songs zu verstehen. "The dreams in which I’m dying are the best I’ve ever had"...
In diesem Film sind alle Darsteller gekonnt besetzt. Neben der sehr guten Darstellung der Lehrerin durch Beth Grant wissen vor allem Mary McDonnell als Donnies Mutter und Hauptdarsteller Jake Gyllenhaal in ihren Rollen zu glänzen. Selten wurde eine Mutterrolle so glaubwürdig wiedergegeben und Gyllenhaal weiß mit seinem gekonnten Mienenspiel der Verwirrung und inneren Unruhe, unter der Fassade des weite Strecken teilnahmslos wirkenden und psychisch angeknacksten Teenagers, erstaunlichen Ausdruck zu verleihen - dieser Gesichtausdruck, der lässt einem eiskalt ein Schauer über den Rücken laufen.
Auch die übrigen Darsteller wissen in ihren Rollen zu gefallen.
Die hübsche und tiefgründig wirkende Jena Malone, Drew Barrymore, die ihrer kleinen Rolle unheimlich viel Präsenz verleiht, wie lange in keinem Film zuvor.
Holmes Osborne als Donnies Vater kann ebenso überzeugen, wie Gyllenhaals Schwester Maggie und der eingebildet-witzige und gerade dadurch sympathische Patrick Swayze, der mit diesem Film sein Leinwand-Comeback feierte.
Aus dem geringen Budget von 4,5 Mio. Dollar wurde einiges herausgeholt.
So bekommt der Zuschauer den Einsatz von Special Effects und darüber hinaus interessante Kameraeinstellungen geboten. Die optische Brillanz hinterlässt er einen sehr professionellen Eindruck und lässt ein so begrenztes Budget zu keinem Zeitpunkt vermuten.
Besonders beeindruckend sind die Kinoszene und das Finale des Films, insbesondere durch den musikalischen Einsatz. Wenn die anmutende Chormusik ertönt und Donnie neben dem Riesenhasen Frank im beinahe leeren, dunklen Kino sitzt, ist das spannend und faszinierend. Beeidruckend und exzellent eingefangen sind die Auftritte von Frank, die dem Begriff "Angst-Hase" eine völlig neue Dimension verleihen.
Es ist ein Film, der die Gemüter diskutieren lässt, da er dem Zuschauer seine Geschichte nicht strickt erzählt, sondern ihm einen ungemeinen Interpretationsspielraum lässt. Es hier einfach keine ultimative Lösung, kein einzig richtiges Verständnis.
"Donnie Darko" ist ein interessanter, verstörender und auslegungsbedürftiger Film, der nur demjenigen zusagen wird, der dazu bereit ist, selbst die Puzzelstücke der Story zusammenzusuchen und sie immer wieder neu zusammenzulegen.
Ein originelles, traumschön inszeniertes und ganz schön versponnenes Kindobüt des talentierten Richard Kelly. More to come...
5 von 5 Sternen


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