Monday, February 06, 2006

Hautnah - Closer

Directed by Mike Nichols

Im Londoner Straßenverkehr begegnen sich der attraktive introvertierte Journalist Dan (Jude Law) und die junge Striperin Alice (Natalie Portman) zum ersten Mal.
Alice ist von Dans Blicken so hypnotisiert, dass sie unachtsam auf die Straße läuft und von einem Auto angefahren wird. Im Krankenhaus lernen sich Dan und Alice näher kennen und verspüren sehr bald Sympathie füreinander.
Sie haben nichts gemeinsam und verlieben sich gerade deswegen ineinander - Hals über Kopf.
Er gibt ihr Halt, sie ihm ein Abenteuer.
Dan war bislang für eine Zeitung tätig und schrieb Nachrufe, doch durch die neue Beziehung beginnt er ein Buch zu schreiben - er macht sein Leben mit Alice zum Thema seines ersten Romans.
Für sein neues Werk lässt er sich von der frisch geschiedenen Fotografin und Künstlerin Anna (Julia Roberts) ablichten.
Anna beginnt kurze Zeit später eine Romance mit dem aufstrebenden, jedoch bisher wenig erfolgreichen Buchautor, um dann doch den mit beiden Beinen im Leben stehenden Dermatologen Larry (Clive Owen) zu heiraten.
Eine ungewöhnliche Vierecksbeziehung nimmt ihren Lauf.
Mike Nichols präsentiert einen Film mit schmutzigen Worten und sauberen Bildern.
An schön fotografierten Locations treffen sich die vier Hauptpersonen, um die sich die Intrigen und Eifersüchteleien von "Hautnah" drehen.
Ob in Tiefseeaquarien oder Kunstgalerien, sie werden immer aus der Menschenmasse hervorgehoben und facettenreich beleuchtet - allerdings nur visuell. Über die Charaktere selbst erzählt "Hautnah" nur wenig. Die Beziehungskonstellationen rücken in den Vordergrund.
Wiederholende Wortwitze vermögen kaum mehr zu überzeugen und auch das Spannungspotenzial der Viererbeziehung sinkt beständig, bis schließlich auch die Dialoge an Künstlichkeit zunehmen.
Zwar ist der Film nicht zwingend langweilig, enttäuscht aber die hohen Erwartungen, die eine solch illustre Schauspielriege mit sich bringt.
Dan, Alice, Larry und Anna werden mit der Zeit immer blasser.
Durchschnittsmenschen der oberen Mittelklasse die ein langweiliges Leben führen. Wenn sie direkt miteinander reden, klingt es wie eine Auflistung beliebiger Sex-Vokabeln die weder aufregen noch begeistern können.
Die Zuschauer werden meistens auf kühle Distanz gehalten und es werden kaum Emotionen vermittelt.
Doch es gibt auch vereinzelte Höhepunkte.
So lässt Julia Roberts hier und da einen mit offenem Mund dastehen - "Yes, I fucked him! Yes, I came. Twice! Firsten I was on him, and the he took me from behind."
Diese Worte werden mit einer Intensität, einer Eindringlichkeit, einer inneren Wut vorgetragen, wie man es von ihr bisher nicht gewohnt war. Ausgerechnet die Roberts, ausgerechnet Everybody’s Darling. Die größte Leistung vollbringt Natalie Portman.
Ihr Auftritt lässt sich mit einem einzigen Wort beschreiben - atemberaubend.
Auch ohne dass sie alles zeigt, versprüht Natalie Portman mehr Erotik, als so manches viel freizügigere Möchtegern-Sternchen. Auch Clive Owen wirkt intensiv und spielt hier mit viel Präsenz. Jude Laws Wandlung vom schüchternen Lokalreporter über den selbstbewussten Autor hin zur gebrochenen Person nimmt man ihm nicht wirklich ab.
Am Ende lässt uns der Film in einer seltsamen Stimmung zurück.
"Hautnah" ist ein ehrlicher und schonungsloser Film, der kein Blatt vor den Mund nimmt, jedoch wird der Zuschauer nicht vollkommen in seinen Bann gezogen.

3 von 5 Sternen

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