Monday, February 06, 2006

The Good Girl

Directed by Miguel Arteta

Bei Justine, 30, unauffällig hübsch und Kassiererin im Supermarkt "Rodeo Retail", ist die Frustgrenze erreicht.
Wenn sie von ihrer langweiligen Arbeit nach Hause kommt, findet sie in ihrem Vorstadthaus ihren liebevollen, aber meist zugedröhnten Ehemann Phil (John C. Reilly) und dessen allein lebenden Freund Bubba vor, für den Phil ein Idol ist.
Die beiden arbeiten als Anstreicher. Phils Graskonsum könnte die Ursache dafür sein, dass sich die erwünschte Schwangerschaft bei Justine nicht einstellt. Abwechslung kommt in Justines Leben mit dem neuen, jungen und guzt aussehenden Kassierer-Kollegen Holden (Jake Gyllenhaal), einem romantischen Freak und Möchtegern-Schriftsteller, der sich für die Inkarnation seines Romanhelden Holden Caulfield aus "Der Fänger im Roggen" hält.
Mit ihm beginnt Justine dann hals über Kopf eine leidenschaftliche Affäre, die später von Bubba entdeckt und zur Befriedigung seiner eigenen sexuellen Interessen ausgenutzt wird - er erpresst Justine mit der Drohung, sie zu verraten, wenn sie nicht mit ihm schläft.
Dennoch kommt ihr Ehemann Phil hinter die Affäre seiner Frau, die dieser längst über den Kopf gewachsen ist - zumal sie ihre Schwangerschaft feststellt.
In ihrer Konfusion hin-und-her gerissen zwischen der Aussicht auf ein beschauliches Leben mit dem gutmütigen Phil und einer "Bonnie and Clyde-Odyssee" mit dem obsessiven, durchgeknallten Holden trifft sie eine Entscheidung, die nicht ohne Folgen bleiben wird...
Einen abgrundtiefen und zugleich warmherzigen Blick wirft Regisseur Miguel Arteta ins Herzland seiner amerikanischen Wahlheimat.
Er verdirbt dem Zuschauer nicht den Spass an der Freud über die trostlosen Zustände in der US-Provinz, erlaubt sich aber zu keiner Zeit billige Lacher auf Kosten der allzumenschlichen Alltagstypen, die seine dramatische Komödie bevölkern.
Dazu liebt er seine Figuren zu sehr.
Der in Sundance gefeierte Indie-Hit lebt vor allem von der Schauspielkunst der durchweg sehr guten Darsteller.
Alle Charakter sind glaubwürdig und liebevoll geschildert, die Rollen grandios besetzt, die Schauspieler durch die Bank überzeugend, allen voran Jennifer Anniston, der es von Einstellung zu Einstellung immer mehr gelingt, ihr "Friends"-Image abzustreifen. Endlich.
Jake Gyllenhaal bewirkt mit seinen minimalistischen Gesichtsausdrücken soviel mehr als viele andere seiner Kollegen.
Crazy und doch liebenswert switcht er hier zwischen den Welten des menschlichen Daseins.
Mit vielen witzigen Details wird der Alltag im Supermarkt in seiner belanglosen Absurdität gezeigt, das Leben in der Provinz - die überall sein könnte - in seiner langweiligen Schauerlichkeit vorgeführt.
Über all das aber siegt der rührende Wille der Hauptdarstellerin, sich auch von den widrigsten Umständen nicht unterkriegen zu lassen.
Während die Menschen ihrer Umgebung sich längst arrangiert haben und für die kleinen Alltagsfreuden leben, kämpft Justine um ihr persönliches Glück.
Ein Glücksfall einer Indie-Komödie und ein Feelgood-Movie, das seine Zuschauer auf warmherzig-intelligente Art unterhält.

5 von 5 Sternen

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